top of page

DESEO

Deseo, geb. 2007, ist ein imposanter, 1.64 m großer Cruzado-Wallach. Er hat die seltene Farbe Grullo oder Smoky Black, das bedeutet, er ist ein aufgehellter Rappe, der im Sommer anthrazitgrau ist und bernsteinfarbene Augen besitzt. Sein Charakter wechselt zwischen Clown und Angsthase, aber immer mit unglaublich viel Charme.

Deseo Profil_edited.jpg

DESEO ALS LEHRPFERD

Deseo ist ein sehr sensibles Pferd, das den Menschen stark spiegelt. Davon abgesehen ist er ein eher ruhiges Pferd, sodass er einen hervorragenden Partner für jede Arbeit an der Hand darstellt: Longieren, Kommunikation über Distanz an der Kurzlonge, klassische Handarbeit, freies Longieren, Stangen- und Propriozeptionstraining.

Er lehrt hervorragend den gezielten Einsatz der eigenen Energie und das Finden der korrekten Position.

Deseo beherrscht Schulterherein, Kruppeherein, Hinterhandwendung, einige Kunststücke und ist anpiaffiert.

Aufgrund seiner unüberwindbaren Angst vor dem Gerittenwerden habe ich beschlossen, dass Deseo in seinem Leben keinen Menschen mehr tragen muss.

Deseo Profil 2.jpg

DESEOS VORGESCHICHTE


Die Anzeige lautete „Verkorkster Spanier sucht Endplatz“ …

Deseo kam 10-jährig als frisch kastrierter Hengst über die Niederlande nach Deutschland. Die deutsche Besitzerin stellte ihn zu den Ponys ihrer kleinen Reitschule – und traute sich nach wenigen Wochen nicht mehr auf die Weide, da er die Stuten in Besitz genommen hatte.

Eine erfahrene Spanier- und Hengsthalterin übernahm ihn. Aufgrund anhaltender aggressiver „Aussetzern“ auch in der rein männlichen Herde ließ sie ihn untersuchen – und den im Bauchraum „übersehenen“ Hoden entfernen. Als nun Nicht-mehr-Klopphengst verlor er die Aggressivität, aber nichts von seiner Angst. Er war beständig hektisch beim Reiten, ging auch mal panisch durch oder stieg, ließ sich an manchen Tagen nicht einmal aufhalftern. Medizinische Ursachen wurden ausgeschlossen, verschiedene Sättel und Zäumungen ausprobiert. Dann wurde Deseo in Beritt gegeben; dort gab man auf, als er beim Aufsteigeversuch nach viel Bodenarbeit sofort losschoss und die Bereiterin im Sand landete. In der kleinen Herde wurde er immer mehr zum Störenfried. Nach drei Jahren entschied die Besitzerin, Jack („Nach Jack Sparrow, weil er genauso verrückt ist“) zu verkaufen.

Sein Foto sprach mich sofort an: Was für ein Kopf! Wir telefonierten, sie erzählte mir ganz offen alles, was in ihrem Besitz vorgefallen war. Ich kaufte ihn, ohne ihn live gesehen zu haben. Als sie ihn brachte, lieferte sie eine ganze Reihe an Futtersäcken und Zusatzfuttern mit: Morgens bekam er täglich englisches Mash, abends Magenmüsli mit Tryptophan, Magnesium und weiteren Zusätzen, da man inzwischen auch auf Magengeschwüre tippte.

 

DESEO IN DER FEINEN REITEREI

Ich benannte den schönen Lichtrappen wieder nach dem Namen in seinem Pass – Deseo. Die Magengeschwüre legten sich innerhalb eines halben Jahres, und das, obwohl er bei mir erstmals nicht 24 Stunden Heu zur Verfügung hat.

 

Ich arbeitete ihn an der Hand, wie alle Pferde. Er lernte als Erstes niedrigschwellige Tricks, um ihn an das „Clickern“ zu gewöhnen (bzw. meine Version davon), wie das Anstupsen von Gummitellern mit der Nase. Das leicht zu erreichende Erfolgserlebnis gab ihm ein wenig Sicherheit. Dennoch dauerte es fast zwei Jahre, bis er nicht mehr an der Longe plötzlich losschoss oder sich, weil man die Hand zum Loben zu schnell hob, loszureißen versuchte.


Er wurde als triebig beschrieben und dass er nie den Kopf senken würde (es wurden dann Ausbinder genutzt). Zu Beginn war Schritt unmöglich, im Trab und Galopp hielt er sich selbst in Aufrichtung mit engem Genick und herangezogener Nase. Dabei war der mir beschriebene Atemton zu hören.
 

Heute bewegt er sich gerne, da er kein Bauchweh mehr hat, und er hat auch schnell begriffen, dass es gewünscht ist, wenn er den Kopf tiefer trägt. Da er jetzt das Genick (und die Kehlkopfregion) öffnet, ist der Atemton nicht mehr zu hören. Seine extrem vorhandlastigen Gangarten mit sehr kurzen Tritten kann er inzwischen auf Anfrage verlängern. Die Angst vor der Gerte konnte ich abtrainieren (die vor Sprühflaschen bislang nicht), und er ist nicht mehr andauernd auf Hab Acht in menschlicher Gegenwart. Er wird aber immer ein besonders sensibles Pferd sein, das aber zum Glück nicht mehr immer nur ernst und steif ist, sondern ab und zu einen überraschenden Humor auspackt. ;)


Die Vergesellschaftung mit anderen Pferden bleibt schwierig. Wenn man bedenkt, dass er zehn Jahre lang als Hengst in Spanien lebte und das mutmaßlich allein – dann wird klar, warum er von der Kommunikation mit anderen Pferden oft überfordert wirkt. Jetzt lernt er sie in kurzen Sequenzen, die er bei der Herde ist, und ich hoffe, dass er irgendwann ganz normal mit den anderen laufen kann.

Fotos: privat

bottom of page