LUAR
Luar Cheia (Vollmond), kurz Luar (Mondlicht), geb. 2012, ist eine auf dem spanischen Lusitano-Gestüt Yeguada German Gilete Santano geborene, aber nicht eingetragene Cruzado-Stute (Stockmaß: ca. 1,57 m). Wie ihr Vater Vinhacas ist sie ein auffälliger, eher leicht gebauter Cremello. Von wem sie die enorme Menge an seltsamem Charakter geerbt hat, ist unbekannt.
LUAR ALS LEHRPFERD
Luar möchte es dem Menschen immer Recht machen und übertreibt dabei oft. Unter einem klaren, ausbalancierten Reiter ist sie über Atmung und Schwerpunkt in nahezu allen Lektionen zu reiten. Da sie den Menschen stark spiegelt, nimmt sie jedoch auch Unruhe oer Unkonzentriertheit sofort auf. Sie lehrt den korrekten Sitz, das richtige Timing der Hilfen und, wenn man es richtig macht, die wunderbare Leichtigkeit der klassischen Dressur. Mit ihrer Hilfe - aufgrund ihres Handicaps - können Schüler sich auch mit dem Aufbau- und Erhaltungstraining bei körperlichen Problemen befassen.
Bei der Handarbeit ermöglicht sie den Schülern, die korrekten Bewegungen in allen Lektionen fühlen und sehen zu lernen. Da sie hypermobil, etwas hyperaktiv und immer hypermotiviert ist, entscheiden die korrekte Positionierung und der ruhige, klare Einsatz von Longe und Gerte darüber, ob sie tanzt oder sich alles in Chaos auflöst :)
Luar beherrscht alle Seitengänge in den drei Grundgangarten, die Arbeit mit der Garrocha, zahlreiche Kunststücke und ist anpiaffiert.
LUARS VORGESCHICHTE
Luar hat nicht mehr bekannte Vorgeschichte als den Händlerstall bei Magdeburg, aus dem ich sie 2017 gemeinsam mit Emigrante kaufte. Relativ frisch aus Spanien gekommen, war sie vor allem eins: nervös. Und das behielt sie auch die nächsten zwei Jahre bei.
LUAR IN DER FEINEN REITEREI
Da ich nie genauer in Papiere schaue, war die als vierjährig gekaufte Stute bereit sechs - und vermutlich falsch oder erfolglos gestartet worden. Sie kannte einiges, wie den Sattel, und eskalierte bei anderem in völliger Panik, wie den herunterhängenden Steigbügeln. Sie war und blieb extrem umweltorientiert und geriet bei kleinsten Veränderungen völlig aus dem Häuschen - beispielsweise, wenn ein Zuschauer sich in die Halle setzte oder wenn er ging.
So schön das weiße Feentier aussah, so wenig war und ist sie leider ein Bewegungswunder. Die ersten Jahre bedeutete "Trab" oder "Galopp" vor allem, den Kopf hochzureißen und so schnell wie möglich zu rennen. Im Trab tickte sie deutlich, was sie mit der Zeit und zunehmender Entspannung verlor.
Nach zwei Jahren war ich so weit, aufzugeben. Ich hatte sie zwar eingeritten und ihr viel am Boden beigebracht, sie ging unter dem Sattel alle Gangarten und ging weder durch noch bockte, aber sie war immer, bei allem, auf 180. Sofern es ADHS bei Pferden gibt - Luar hatte es. Dazu wenig Selbstbewusstsein, keinerlei Körpergefühl und eine extreme Sensibilität auf jedwede Hilfe.
Aber Luar ist auch schlau. Sie hat wohl mitbekommen, wie eng es wurde ... denn in dem Moment änderte sie sich, und die Fortschritte begannen.
Heute ist sie ein souveränes Lehrpferd und mein absolutes Seelenpferd. Sie hat immer noch eine Menge Special Effects, aber das macht sie ja auch liebenswert, irgendwie :)
LUARS KRANKENGESCHICHTE
2023 fing das Ticken wieder an. Verschiedene Untersuchungen später wusste ich nicht mehr, als dass die Vorderbeine Röntgenklasse 1 haben und sich an allen Extremitäten weder auf Beugeproben noch Lokalanästhesie eine Veränderung zeigt. Noch nicht einmal, auf welchem Bein das Ticken ist, ist wirklich eindeutig.
Ich gehe inzwischen von einer Halswirbelsäulenproblematik aus. Ohne weitere bildgebende Diagnostik habe ich das Training so umgestellt, wie es für eine solche Erkrankung sinnvoll wäre, und hatte Erfolg. Das Anpiaffieren war einer der Bausteine auf dem Weg, um den Rumpftrageapparat zu aktivieren und zu stärken.
Luar wird immer im Training gehalten werden müssen, um gesund zu bleiben. Das bedeutet, dass auch die Reitschüler nicht "einfach nur draufsitzen" dürfen - auch sie lernen, wie man einem Pferd dabei hilft, sich gesund zu bewegen.
Fotos: 1 + 3 - privat; 2 - We Love Horses Photography